Im 2. Teil unseres Interviews mit Rolf Nebe, erzählt er über seine Anfänge und Tätigkeiten sowie seine Verantwortung im Verein und die Geschehnisse in der Nachwendezeit.
Daniel: Wie sah deine Verantwortung aus? Wie kam es dazu, dass du Leiter des Ganzen wurdest und viele andere Funktionen innehattest?
Rolf: Nun, eigentlich kam der Sprung von 0 auf 100. Der damalige BSG-Leiter (so bezeichnete man zu DDR-Zeiten den Vorsitzenden eines Sportvereins) Werner Koßman hatte Vorstellungen, die wohl nicht all zu viele teilten. Auf den Weg zum Frühschoppen, der an seiner Wohnung vorbeiführte, geschah dann das wohl seltsamste, was man sich denken konnte.
Daniel: Das klingt spannend, erzähl´ was ist dann passiert?
Rolf: Aus dem Nichts stand plötzlich der Chef des Vereins, mit einen Berg voller Akten, den man kaum tragen konnte, da und drückte mir ohne Wenn und Aber diesen in die Arme, mit den Worten „Mir reichst, viel Glück“. Nun was sollte ich machen, ich nahm den Stapel Akten und setzte meinen Weg zum Stammtisch in die Kneipe fort. Wie das Schicksal es wollte, saß dort zufälligerweise die halbe Fußballmannschaft. Aus einem anfänglichen Gelächter, wurde mit der Zeit kein Stammtischgefasel, sondern eine Sondersitzung des Fußballvereins vorgenommen. Viele rieten mir das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen und einige der Anwesenden waren bereit zu helfen. Und nicht nur zu helfen, sondern eine neue Ära zu starten.
Daniel: Also ein Neuanfang, wie ging es dann weiter?
Rolf: Natürlich wurde ein neuer Vorstand gewählt und danach war intensive Arbeit angesagt. Die Erfahrung hatten ich und meine Sportkameraden so gut wie nicht bis keine. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die Finanzen waren das wenigste, denn Jutta Böhme war schon viele Jahre in diesem Amt. Das andere entwickelte sich von allein, wenn auch immer wieder mächtige Hürden das ein oder andere Mal, uns auszubremsen drohten. Aber wir waren willig und aus einer Mannschaft wurden in den folgenden Jahren drei. Was mich betrifft, ich verbrachte mehr Zeit auf Sportplätzen, als zu Hause. Neben den Spielen in der 1. Herrenmannschaft, war ich noch Schiedsrichter und Übungsleiter der gemischten Jugend. Feste wurden bei uns auch gefeiert und ähnlich wie bei den Freizeitkickern, waren diese jedes Mal im Kultursaal (Kneipe Althen) rappelvoll. Was da abging, das ist eine eigene Geschichte wert zu erzählen. Auch ist es uns gelungen eine zweite Sektion zu gründen, die Gymnastikgruppe. Dort versammelten sich die Dorfschönheiten von 15-60 und sie waren mit dem Herzen dabei und hatten sichtlich ihren Spaß.
Daniel: Was fällt dir noch aus dieser Zeit des Aufbruchs ein?
Rolf: Ja der Sozialtrakt wurde erweitert und ausgebaut. Nicht dem heutigen Standard entsprechend, bei weiten nicht. Aber es wurde in kleinen Schritten besser. Auch sportlich hatten wir fast das Ziel erreicht in die 1. Kreisklasse aufzusteigen. Aber leider hatten externe Kräfte das zu verhindern gewusst. Auch haben wir die Rasenpflege verbessern können. Ein Lob an unsere Ortsbauern, sie waren uns dabei eine stetige Hilfe.
Daniel: …und sind es auch heute noch. Wie verkraftete man den politischen Umschwung, d.h. die Wendezeit im Verein?
Rolf: Nun dazu kann ich nichts sagen, da ich seit Juli ´89 nicht mehr vor Ort war und in der BRD in Friedrichshafen lebte. Dort verbrachte ich auch Zeit in einem Sportverein, wo ich viel Erfahrung sammeln konnte. Als ich dann ein Jahr nach dem Mauerfall zurück in meine Heimat kam, hatte sich so viel erst mal nicht geändert. Außer natürlich der Vereinsname. Meine Mitgliedschaft war nicht erloschen, also konnte ich gleich wieder loslegen. Nun kam die Zeit stetiger Veränderungen. Es war Anfangs die Zeit des Aufbruchs, die sich über viele Jahre hinzog. Viele Sportkameraden aus anderen Vereinen schlossen sich uns an und brachten viel Schwung in den neu gegründeten Verein. Zum Anfang lief es gut, bis mit der Zeit Missgunst und Hinterlist in unsere Reihen kamen und vieles zerstörte, was in den Jahren zuvor aufgebaut wurde. Aber es gab auch wunderschöne Zeiten, unsere Hallenturniere für den Nachwuchs und Herrenbereich oder im Sommer unsere Freilandturniere. Meine Eindrücke über diese Zeit und meine Gedanken für die Zukunft unseres Vereins teile ich dann im letzten 3. Teil mit.
Daniel: Vielen Dank bis hierhin und ich freue mich schon auf weitere schöne Anekdoten von Dir.